27 Nov. |
Gepostet von Beauceron in Not |
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Ellbogendysplasie
Die Ellbogendysplasie (ED) gehört zu den häufigsten orthopädischen Problemen des Hundes. Unter einer Dysplasie versteht man die Fehlbildung einer Struktur; die Bezeichnung „Ellbogendysplasie“ ist ein Überbegriff für verschiedene Fehlbildungen der am Ellbogengelenk beteiligten Elemente.
Die Ellbogendysplasie kann auf verschiedenen Wegen entstehen, etwa als Folge einer Verletzung oder eines Unfalls, durch Überlastung, Fehlernährung oder durch Wachstumsstörungen unterschiedlichster Ursache.
Eine erbliche Komponente gilt als gesichert, und relativ viele Rassen sind davon betroffen. Die Veranlagung für die ED wird polygenetisch vererbt, das bedeutet, dass mehrere Gene dafür verantwortlich sind und nicht nur eines.
Krankheitsbild
Radius (Speiche) und Ulna (Elle) bilden zusammen mit dem Humerus (Oberarmbein) das Ellbogengelenk des Hundes. Funktionell besteht das Gelenk aus drei Teilgelenken.
Besonders während der Wachstumsphase sind die beteiligten Knochen sehr anfällig gegenüber Störungen. So können etwa Verletzungen der Wachstumsfugen zu einer Fehlbildung des Knochens führen, aber auch stoffwechselbedingte Beeinträchtigungen des Knochenwachstums – zum Beispiel durch Über- oder Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen – spielen hier eine wichtige Rolle. Hinzu kommen sogenannte idiopathische Faktoren, also Ursachen unbekannter Genese. Dazu gehören Störungen der Ossikfikation, also der Verknöcherung, bei der die natürlichen Umwandlungsprozesse von Knorpel und Knochen beeinträchtigt sind.
Häufige Fehlbildungen, die unter der Bezeichnung Ellbogendysplasie zusammengefasst werden, sind:
Symptome:
Äußerlich erkennbare Anzeichen der jeweiligen Veränderungen sind:
Leichte bis starke, manchmal wechselseitige Lahmheiten.
Teilweise eine Außenrotation des Ellenbogengelenks in der Bewegung,
Besonders, wenn beide Gelenke betroffen sind, wird der Gang des Hundes oft sehr steif mit stark verkürzten Schritten. Jungtiere sind besonders häufig betroffen; meist zeigen sie in einem Alter von etwa 6 Monaten die ersten Symptome.
Diagnostik
Bei Vorliegen eines der oben aufgeführten Symptome sollte der Hund einem Tierarzt vorgestellt werden.
Alter, Rasse und Symptomatik liefern dem Tierarzt erste Anhaltspunkte für die Diagnostik. Neben einer gründlichen Untersuchung des Bewegungsapparates, insbesondere des Ellbogengelenks, wird der Tierarzt weiterführende Untersuchungen, unter anderem Röntgenaufnahmen und gegebenenfalls auch CT-Untersuchungen und/oder Arthroskopien (Gelenkspiegelungen), durchführen.
Die Befunde bei einer ED werden in vier Schweregrade unterteilt. Diese sind:
Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Art und Umfang der vorliegenden Veränderung und abhängig vom Alter des Hundes kann das Problem in vielen Fällen operativ angegangen werden. Losgelöste Knochenfragmente können dabei entfernt oder – vor allem bei sehr jungen Patienten – wieder zum Anwachsen gebracht werden.
Im Falle der OCD erfolgt teilweise auch eine Auffrischung des Defektes mit dem Ziel der Bildung von „Ersatzknorpel“.
Viele dieser Eingriffe werden heutzutage bereits minimalinvasiv durchgeführt. Dabei operiert der Chirurg das Gelenk endoskopisch, also mit Hilfe eines speziellen Instruments, mit dem er in das Gelenk blicken, es spülen und darin verschiedene Arbeitsschritte durchführen kann.
ein operativer Eingriff in manchen Fällen notwendig
oft ist ein operativer Eingriff nötig
Wenn operiert werden soll, so ist es in der Regel besser, dies frühzeitig in Angriff zu nehmen, um Folgeschäden am Gelenk möglichst gering zu halten.
Bereits vorhandene Arthrosen können nicht mehr rückgängig gemacht werden; durch entsprechende Medikamente kann jedoch eine deutliche Schmerzlinderung und eine bessere Beweglichkeit erzielt werden.
Sogenannte Chondroprotektiva können ebenfalls zugefüttert werden; diese enthalten knorpelschützende Stoffe wie Glykosaminoglykane bzw. Hyaluronsäure.
Besondere Bedeutung kommt der Nachbehandlung und dem Aufbautraining zu: Häufig erhält der Hund eine Zeitlang einen Stützverband und darf sich nur an der Leine kontrolliert bewegen. Nach etwa 4 Wochen darf sich der Patient meist wieder frei bewegen, er sollte jedoch immer noch geschont werden. Ein durchdachtes Aufbautraining, am besten mit Hilfe eines gut ausgebildeten Physiotherapeuten, hilft dem Hund dabei, so schnell wie möglich wieder fit und belastbar zu werden. Nach etwa 6 Monaten ist meist wieder eine volle Belastung des Ellbogengelenks möglich.
Prognose
Wird die Behandlung rechtzeitig und korrekt durchgeführt und sind noch keine starken Schäden am Gelenk entstanden, so ist die Prognose deutlich besser als bei spät operierten Fällen. Sind bereits Arthrosen im Gelenk vorhanden, so muss der Hund häufig dauerhaft ein schmerzlinderndes Medikament erhalten.
Prophylaxe
Durch die Vielzahl an betroffenen Rassen und das relativ häufige Auftreten der Problematik ist eine Prophylaxe nicht ganz einfach. Betroffene Tiere sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden. Einige Zuchtverbände verlangen vor einer Zuchtzulassung entsprechende Untersuchungen.
Das langsame „Großfüttern“ vor allem größerer Hunderassen und das Vermeiden einer Über- oder Unterversorgung mit Mineralstoffen wie Calcium und Phosphor sowie mit bestimmten Vitaminen ist ein wichtiger Punkt; weiterhin sollten die Gelenke vor allem junger Hunde nicht über Gebühr belastet werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Vermeiden von Übergewicht.